LVR-Institut für Landeskunde
und Regionalgeschichte
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Nachruf Rainer Nagels

Rainer Nagels bei den Dreharbeiten zur Filmdokumentation ‚Das Handwerk der Zinngießer im Bergischen Land‘, gedreht im Niederbergischen Museum in Wülfrath 1981. Peter Weber/LVR, CC BY 4.0 (1981-049-68/Archiv des Alltags im Rheinland)

Mit etwa 200 Filmen hat Rainer Nagels als Kameramann in den Jahren von 1966 bis 1997 die Filmarbeit des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (LVR-ILR) – damals noch Amt für rheinische Landeskunde – mitgeprägt. Gemeinsam mit dem Tontechniker Manfred Müller produzierte er unter der Regie von Gabriel Simons und Berthold Heizmann einen Großteil der Filme des ILR. Neben der Kameraführung gehörte auch die Schnittarbeit zu seinen Aufgaben.

Nach seiner Ausbildung als Fotograf studierte Rainer Nagels Fotografie in Köln. Seit den 1960er-Jahren arbeitete er an der Landesbildstelle in Düsseldorf, das heutige LVR-Medienzentrum. 1966 begann die gemeinsamen Arbeit von Rainer Nagels und Gabriel Simons. Der erste Film entstand zum Thema „Getreideernte im Hunsrück“. Dr. Gabriel Simons war zu dem Zeitpunkt Leiter der „Volkskundlichen Arbeitsstelle des Landschaftsverbands Rheinland beim Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universität Bonn“. Aus dieser Arbeitsstelle ging 1976 das Amt für Rheinische Landeskunde (ARL) hervor, das heutige LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (LVR-ILR). Ab 1980 lag der Arbeitsplatz von Rainer Nagels im ARL in Bonn.
Rainer Nagels erlebte mit seiner Kameratätigkeit die Entwicklung Filmarbeit des LVR-ILR als Dokumentationsmethode hautnah mit. In den 1960er-Jahren waren Filme als Archivdokumente gedacht, die verschwindende handwerkliche Techniken dokumentieren und bewahren sollten. Die Kamera konzentrierte sich entsprechend auf die Vorführung der Techniken, die die Akteurinnen und Akteure vor der Kamera zeigten. Da die analoge Filmtechnik in dieser Zeit noch teuer war, dokumentierte die Kamera, was der Regisseur mit dem Drehbuch vorgab. Die Drehaufnahmen waren entsprechend durchgeplant. Das Themenspektrum reichte von „Altem Handwerk“ über „Bauernwerk“ zu „Volksbrauch“.
Dr. Berthold Heizmann erweiterte als Nachfolger von Gabriel Simons das Themenspektrum um den Bereich der Industrie und nahm nun auch stärker die Menschen vor der Kamera in den Blick. Die Dokumentation aktueller alltagskultureller Phänomene rückte in den Mittelpunkt, zum Beispiel Maibräuche im Rheinland. Die Kameraführung von Rainer Nagels war nun stärker dynamisch auf Menschen und Räume ausgerichtet. Die Kamera richtete sich nach den Akteurinnen und Akteuren vor der Linse.
Dieses Vorgehen entwickelte sich im Laufe der Zeit weiter. Durch digitale Speichermedien ist es heute möglich, mit der Kamera die Geschehnisse eines Festes, Brauchhandlungen oder einer Produktionsweise ohne große Eingriffe durch Regie möglichst umfassend über lange Zeitspannen hinweg zu begleiten. Die Kamera wird zum Forschungsinstrument.
Rainer Nagels nahm seit seinem Wechsel in den Ruhestand 1997 weiterhin aktiv an der Filmarbeit des LVR-ILR teil. Durch Telefonate stand er im regen Austausch mit den ehemaligen Kolleginnen und Kollegen. Im Jahr 2020 berichtete er in einem Gespräch über seine Tätigkeit als Kameramann im LVR-ILR. Das Interview ist in der jährlich erscheinenden Publikation „Alltag im Rheinland“ veröffentlicht. Im letzten Jahr war Rainer Nagels bei der Online-Premiere des Films „Voll die Ehre. Maibräuche des Junggesellenvereins Körrenzig“ (2018-2020, Buch/Regie: Andrea Graf) dabei.
Die Filme des LVR-ILR, auch die an denen Rainer Nagels mitgewirkt hat, werden seit einigen Jahren professionell digitalisiert und stehen auf dem YouTube-Kanal des LVR-ILR „Alltagskulturen im Rheinland“ einem interessierten Publikum frei zugänglich zur Verfügung. (https://www.youtube.com/c/alltagskulturenimrheinland) Die Publikumsfavoriten sind die in schwarz-weiß gedrehten Filme zu handwerklichen Tätigkeiten und Berufen, zum Beispiel „Herstellung eines Schleifsteins in der Sandsteingrube Chr. Hort, Neidenbach“ (1971 Regie: Gabriel Simons). Auch hier war Rainer Nagels Kameramann.

Am 7. Februar 2022 verstarb Rainer Nagels. In seiner Kameraarbeit lebt er weiter fort. In der Erinnerung an Gespräche und Telefonate mit ihm, in Filmen und Fotos wird er uns stets im Gedächtnis bleiben.